Der Friedhof in Kirchheim
- Der Friedhof
- Die Friedhofskapelle
- Die Gedenkstätten
- Die denkmalgeschützten Grabanlagen
- Der alte Friedhof um die Evangelische St. Peterskirche
- Literatur / Quellen
Der Friedhof
1852 wird der Kirchheimer Friedhof südwestlich des Dorfes auf einer Bodenerhebung angelegt. Der alte Friedhof um die Evangelische Kirche bietet der wachsenden Bevölkerung nicht mehr ausreichend Platz für die Bestattung ihrer Angehörigen. Mit Wirkung vom 1. April 1920 wird Kirchheim eingemeindet, Heidelberg ist seither für den kommunalen Friedhof zuständig.
Knapp 100 Jahre nach der Eröffnung des Kirchheimer Friedhof wird das Friedhofsgelände durch Ankauf von Land für rund 5000 Gräber nach Süden hin erweitert. Die zum Teil verfallene Begrenzungsmauer des alten Areals wird, unter Verwendung der vorhandenen Steine, wieder aufgerichtet, der Haupteingang dabei an die Ostseite verlegt.
Ein Durchbruch in der Südmauer, flankiert von zwei Steinpfeilern, führt in den erweiterten Bereich des Friedhofs. Das gartenbauliche Konzept folgt einem streng geometrischen Raster und übernimmt damit in Grundzügen die im historischen Teil des Friedhofs vorherrschende symmetrische Ausrichtung der Grabreihen.
Heute besteht wieder die Möglichkeit, den Friedhof über den früheren Haupteingang im Norden zu betreten und über den Weg, der die Hauptachse bildet, auf die Friedhofskapelle zuzulaufen.
2008 wird auf dem neuen Teil des Friedhofs ein etwa 1000 Quadratmeter großes Areal in Kooperation mit der Genossenschaft Badische Friedhofsgärtner eG als “Gärtnerbetreutes Grabfeld” angelegt. Die Ausgestaltung erinnert an einen kleinen Park und kommt damit dem Zeitgeist, Friedhofsareale als Gartenlandschaft zu konzipieren und die Grabpflege Fachbetrieben zu überlassen, entgegen.
Die Friedhofskapelle
1907 wird die Friedhofskapelle nach Plänen des Architekten Eirich errichtet. 1921 tritt die Heidelberger “Leichenordnung für Kirchheim” in Kraft, im Zuge der Umsetzung müssen an die Kapelle zwei Leichenkammern zur Aufbahrung der Verstorbenen angebaut werden.
Als 1950 der neue Teil des Friedhofs entsteht, wird die Kapelle umgebaut und die Aufbahrungsräumlichkeiten werden vergrößert. 1985 erhält die Kapelle ein Vordach, 1987/1988 folgt ein weiterer Umbau der Kapelle und sie wird im südlichen Bereich erweitert. 2006 wird die Kapelle für rund 60.000 Euro grundlegend renoviert.
Die Gedenkstätten
Im historischen Teil des Friedhofs befindet sich ein Areal mit Gräbern gefallener Soldaten des 1. Weltkriegs. Die 28 Gräber sind u-förmig um eine kleine Wiese, die von einem Gehweg unterbrochen wird, angelegt.
Ehemals befanden sich auf den Gräbern überdachte Holzkreuze mit Namensinschrift und aufgemaltem Blumenstrauß, sie wurden später durch Kreuze aus Stein ersetzt.
Ein größeres Areal im alten Teil des Friedhofs ist die letzte Ruhestätte von russischen Zwangsarbeitern, die in Heidelberg während ihrer Gefangenschaft gestorben sind.
An der Treppe, die zum neuen Teil des Friedhofs führt, ist ein über 5 Meter hohes Kreuz aufgestellt. Auf der Seite des Kreuzes, dass zum alten Friedhofsteil zeigt, ist zu lesen “GEDENKET EURER TOTEN” an der Seite zum neuen Friedhof ist es als Kruzifix ausgearbeitet.
Am Totensonntag 1961 findet auf dem Friedhof Kirchheim “die feierliche Enthüllung und Weihe des Ehrenmals für die Gefallenen und Vermissten im Stadtteil Kirchheim” statt. Es wurde vom Bildhauer Bergner geschaffen und von den Bürgern des Stadtteils Kirchheim gestiftet.
Drei Kreuze auf der Rasenfläche vor dem Denkmal sollen an die gefallenen Soldaten von 1870/71 und der beiden Weltkriege erinnern.
Auf dem Sockel des Mahnmals ist zu lesen: “Krieg ewig Leid”
Am Eingang des Friedhofs steht ein Denkmal für die 1870/1871 im Krieg gefallenen Soldaten. 1878 wird das Denkmal, es stand damals am Rathaus, Ecke Schwetzinger Straße, eingeweiht.
Nachdem es für kurze Zeit neben dem ev. Pfarrhaus an der Ecke Hegenichstraße/Oberdorfstraße gestanden hat, bekommt es Mitte der 60er Jahre seinen heutigen Platz.
Die denkmalgeschützten Grabanlagen
23 Grabanlagen stehen unter Denkmalschutz. Sie befinden sich alle in privater Hand. Hier einige Beispiele.
Der alte Friedhof um die Evangelische St. Peterskirche
1496 wird die Kirche im Wormser Synodalregister als dem hl. Apostel Petrus geweihte Pfarrkirche geführt. 1750 wird das baufällige Gebäude bis auf eine gut erhaltene Langwand abgerissen und an ihrer Stelle die Evangelische Kirche errichtet. Seither wurde die Kirche mehrfach um- und ausgebaut.
Der um die Kirche gelegene Hof wird sicher von Anfang an als Gottesacker gedient haben. Aufzeichnungen liegen erst aus späterer Zeit vor. So wird 1663 über die baufällige Kirchhofmauer berichtet, 1702 über die Reparatur an einem “Totenbeinhäuslein”. Anfang des 19. Jahrhunderts wird wieder darüber geklagt, dass die Kirchhofmauern größtenteils eingefallen sind und der Kirchhof im höchsten Maße ungepflegt ist.
Ab dieser Zeit wird auch über die Verlegung des Friedhofs nachgedacht, doch kann sich der damalige Pfarrer Bender mit dem Argument, dass der jetzige Kirchhof eine gesunde Lage hat und “bei gehöriger Oeconomie” ausreichend Platz vorhanden ist, durchsetzen.
Am 20. September 1826 wird vom Oberamt Heidelberg angeordnet, dass “die Gräber künftig in ordentlichen Reihen gemacht werden und ein ständiger Totengräber anzustellen ist”. Gemeinderat und Bürgerausschuss stimmen außerdem im Oktober 1838 einer Erweiterung des Friedhofs zu und am 26. Februar 1839 wird mit den Arbeiten begonnen.
Doch zunehmende Platznot führt 1852 zur Eröffnung des neuen, kommunalen Kirchheimer Friedhofs am Heuauer Weg. Der Platz um die Kirche wird weiterhin als Bestandteil der Kirchenanlage gepflegt. 1896 wird die Hegenichstraße angelegt und der südliche Teil des Kirchhofs muss der Straße weichen. Die bei den Erdarbeiten des Kirchenumbaus und der Anlage der Hegenichstraße freigelegten menschlichen Gebeine werden im Vorgarten des Gemeindesaals in einem großen Gemeinschaftsgrab beigesetzt.
Ein alter Grabstein, der noch auf dem früheren Friedhofsgelände stand, wird von dem Kirchheimer Bildhauer Hofmann zu einem würdigen Grabmal umgestaltet. Weitere Grabsteine vom alten Friedhof sind nicht erhalten – sie wurden umgearbeitet oder zerstört.
Literatur / Quellen
Alfons Eller
75 Jahre Pfarrei St. Peter Heidelberg-Kirchheim
Heidelberg-Kirchheim o. J. (1984)
Ernst Mushake (Schriftführer)
Die Friedhöfe in Heidelberg
Führer durch die christlichen und jüdischen Friedhöfe
Frankfurt/Main o. J. (1929)
Dieter Neuer
1200 Jahre Kirchheim
in: Anlage zur “Ruperto-Carola, 18. Jhg., Bd. 40, Dezember 1966”
Heidelberg 1966
Signatur Universitätsbibliothek Heidelberg: ZST 2657 B::18.1966,Nr 39-40;;3.Ex
Arthur Scharf
Geschichte der evangelisch-protestantischen Kirche in Heidelberg-Kirchheim
Heidelberg 1934
Stadtteilverein Heidelberg-Kirchheim (Hrsg.)
Weiheschrift anlässlich der Errichtung des Ehrenmals für unsere Gefallenen und Vermissten auf dem Kirchheimer Friedhof
Heidelberg 1961
Stadtteilverein Kirchheim e. V., Heidelberg-Kirchheim (Hrsg.)
Zwölfhundert Jahre Kirchheim
Heidelberg o. J. (1967)
Signatur Universitätsbibliothek Heidelberg:
Auch Signatur: 67 A 677 (Signatur unseres, ausleihbaren, Exemplars)
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