Der Alte Friedhof in Schlierbach
Der Friedhof
Schlierbach, bereits 1245 in einer Urkunde des Klosters Schönau erwähnt, gehörte als Außensiedlung schon immer zu Heidelberg, ab 1600 galt Schlierbach als ein Teil der Stadtgemarkung. So ist der Alte Friedhof in Schlierbach die älteste sich noch in Funktion befindliche Friedhofsanlage Heidelbergs. Einst als Kirchhof um die 1430 erbaute Gutleuthofkapelle (Laurentiuskapelle) angelegt, dient er seit Jahrhunderten der Schlierbacher Bevölkerung als Gottesacker.
Zwischen 1840 und 1860 finden unter der Leitung des Stadtbaumeisters Reichardt nötige Instandsetzungsarbeiten statt, 1855 wird dabei eine Friedhofsmauer errichtet. Beim Bau der Neckartalbahn 1861 wird ein Teil des Friedhofsgeländes benötigt. Im Austausch wird ein gegen Südosten gelegenes Grundstück zur Verfügung gestellt.
Die von den Baumaßnahmen betroffenen Gräber werden in den neuen Teil des Friedhofs verlegt, der FH wird nun planmäßig angelegt und die Abgabe von Kaufgräbern beschlossen. 1892 wird auf dem neuen Teil des Friedhofs eine kleine Leichenhalle gebaut (wird wegen Einsturzgefahr 1970 entfernt) und von Stadtrat Leimbach ein neuer Friedhofsplan entworfen und umgesetzt. 1904 wird der Friedhof mit einer Wasserleitung versorgt.
Ein kleines Geländestück tritt man 1920 an die Siedlung Aue ab. Als um 1950 der Gutleuthofweg verbreitert wird, fällt abermals ein Teil des Friedhofsareals weg. Für die wachsende Schlierbacher Bevölkerung ist der Friedhof nun zu klein und so entsteht 1956 der Neue Schlierbacher Friedhof mit Friedhofskapelle am Gutleuthofhang.
Auf dem Alten Schlierbacher Friedhof sind seither Erdbestattungen nur noch in Ausnahmefällen möglich. Heute beträgt die Größe des Alten Schlierbacher Friedhofs noch 2.000 Quadratmeter.
Die Friedhofskapelle
1430 wird dem Gutleuthof, damals ein “Heim” für Aussätzige (Siechenhaus) mit dazugehörigen Stallungen und Land, die Gutleuthofkapelle (Laurentiuskapelle) von Pfalzgraf Ludwig III. gestiftet und dem Erlöser, seiner Mutter Maria und St. Laurentius geweiht. Zu der Kapelle wird eine Pfarrstelle eingerichtet.
Die einschiffige Kapelle (8,17m lang, 5,06m breit, 5,40m hoch) ist ein Bruchsteinbau mit halbkreisförmiger Apsis im Osten und steilem Biberschwanzdach. Drei Rundbogenfenster im Bereich der Apsis geben der Kapelle Licht, man betritt sie durch eine einfach gefasste Spitzbogentür an der Nordseite. Die mittelalterlichen Fresken an den Innenwänden, 1941 freigelegt, geben der Kapelle eine ganz besondere Ausstrahlung.
1861 wird der Friedhof von der Kapelle “getrennt” da die Gleise der neuen Neckartalbahn direkt an der Kapelle vorbeiführen.
1880 zerstört ein Brand den 1741 zum Gasthaus umgebauten Gutleuthof. Die Kapelle bleibt jedoch erhalten, an der Westfassade sind heute noch Mauerreste vom ehemaligen Gutleuthaus zu sehen.
Anfang des 20. Jahrhunderts sehen Baupläne den Abriss der Kapelle vor, da die Baumaßnahmen nicht umgesetzt werden, ist uns die Kapelle ein zweites Mal erhalten geblieben.
1950 wird der, direkt am Friedhof vorbeiführende, Gutleuthofweg zur Straße ausgebaut und damit optisch eine so große Trennung von Friedhof und Kapelle hergestellt, dass eine ehemalige Zusammengehörigkeit nicht mehr wahrgenommen werden kann.
Die Gutleuthofkapelle ist seit 1883 in städtischer Hand. 1901 wird die katholische Laurentiuskirche eingeweiht, 1910 die evangelische Bergkirche und so gerät die bis dahin von beiden Konfessionen genutzte Kapelle fast in Vergessenheit. Doch besonders die wiederentdeckten mittelalterlichen Fresken haben der Kapelle Wertschätzung eingebracht – heute ist sie Sonntags zur Andacht geöffnet.
Auf der Website zur Gutleuthofkapelle erfährt man mehr über das Gotteshaus und seine Geschichte.
Denkmalgeschützte Grabanlagen
1861 wird die Abgabe von Kaufgräbern beschlossen, doch bis zur Jahrhundertwende wird von diesem Angebot kein Gebrauch gemacht. Grabanlagen aus der Zeit vor 1900 sind deshalb leider nicht erhalten.
Eine Grabanlage steht unter Denkmalschutz. Hier kann eine Grabpatenschaft übernommen werden.
Grablage: Litera A 101-103
Literatur / Quellen
Karl Christ
Chronik von Ziegelhausen und dem Centwald
Heidelberg 1922/1923
K. G. (Pfarrer K. Günther?)
Die Wandmalereien der Gutleuthofkapelle
in: Schlierbach aktuell/11.1985, S. 1f;
Signatur Universitätsbibliothek Heidelberg: ZST 1617 C::11.1985
Reinhard Hoppe
Dorfbuch der Gemeinde Ziegelhausen mit Ortsteil Peterstal
Heidelberg 1940
Reinhard Hoppe
750 Jahre Ziegelhausen
Heidelberg 1970
Reinhard Hoppe
Vor den Mauern Heidelbergs
Stadtteil Schlierbach
2. Auflage Heidelberg 1984; (1. Auflage 1972 unter dem Titel “Vor den Mauern der Stadt”)
Emil Lacroix
Die Gutleuthofkapelle in Heidelberg-Schlierbach
in: Mein Heimatland, Heft 2, 1942, 135ff;
Signatur Universitätsbibliothek Heidelberg: A 2657-6-1::29.1942
Ernst Mushake (Schriftführer)
Die Friedhöfe in Heidelberg
Führer durch die christlichen und jüdischen Friedhöfe
Frankfurt/Main o. J. (1929)
Rudolf Sillib
Die Gutleuthofkapelle in Heidelberg in Gefahr?
in: Mein Heimatland, Heft 1, 1914, S. 26ff;
Signatur Universitätsbibliothek Heidelberg: A 2657-6-1::1.1914
Stadtteilverein Schlierbach (Hrsg.)
Schlierbach, Bilder eines Stadtteils
Heidelberg 1995
Der Friedhofswegweiser - Diesseits und Jenseits
Regionalausgabe Heidelberg
2. Ausgabe, Leipzig 2012
Herausgeber und Redaktion: MAMMUT-VERLAG
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