Das Kriegerdenkmal für die deutschen Soldaten, die im Krieg 1870/1871 im Heidelberger Lazarett gestorben sind
- Ein besonderer Standort
- Das Denkmal wird enthüllt
- Die Grabmale hinter dem Denkmal
- Französische Bürger stiften ein Denkmal für ihre im Heidelberger Lazarett verstorbenen Soldaten
- Einst und heute
- Literatur / Quellen
Ein besonderer Standort
Der Standort des Kriegerdenkmals wurde festgelegt, als der erste im Heidelberger Lazarett gestorbene Soldat zu Grabe getragen wird. Ein besonderer Platz soll für die gefallenen Soldaten reserviert sein, verfügte Oberbürgermeister Krausmann und ein “würdiges“ Denkmal dem eingefassten Bereich den besonderen Rahmen verleihen. Am südlichen Rand des, 1868 nach Westen hin erweiterten, Bergfriedhofs wird das Denkmal auf einem quadratischen, leicht erhöhten Gelände, seinen Platz inmitten der Soldatengräber erhalten.
In der Dokumentation “Geschichte und Beschreibung des Kriegerdenkmals in Heidelberg, HD 1873, S. 3;“ ist zu lesen: “Am 5. Juli 1871 wurde im Gemeinderath beschlossen, den in Heidelberg beerdigten Deutschen Kriegern ein würdiges Denkmal zu errichten auf Kosten der Gemeinde Heidelberg.“ Eine aus Gemeinderäten gebildete Kommission genehmigt den, von dem evangelischen Kirchenbauinspektor Hermann Behaghel eingereichten, Entwurf für ein Denkmal. Mit der Umsetzung des Entwurfs wird der ortsansässige Bildhauer Franz Sommer (sen.) beauftragt.
Das Denkmal wird enthüllt
Das Denkmal, ein gesockelter Obelisk aus Sandstein, auf einer aus drei Stufen bestehender Basis ruhend, zeigt Symbole des Sieges und des Kriegsgeschehens sowie einen Reichsadler. Der eingehauene Spruch lautet: “Dem Andenken der im Jahre 1870.71 für des Vaterlandes Ehre und Einheit gefallenen und hier bestatteten deutschen Krieger gewidmet von der Stadt Heidelberg.“ Im November 1872 wird das Denkmal an seinem vorgesehenen Standort aufgestellt (eingehauen: “errichtet MDCCCLXXII“). An zwei Seiten des Sockels sind jeweils auf einer Inschrifttafel die Namen der ohne Grabzeichen um das Kriegerdenkmal bestatteten 161 Soldaten eingehauen.
Das Denkmal wird, wegen der besseren Witterungsverhältnisse, am 10. Mai 1873 feierlich enthüllt. Zuvor hatte man sich im Haus der Museums-Gesellschaft am Paradeplatz (heute Universitäts-Platz) versammelt und begab sich über die Hauptstraße unter Glockengeläut in feierlichem Zuge zum Bergfriedhof. Die Rede hält der Oberbürgermeister Heinrich Krausmann (1818-1887). Unter dem Eindruck des gewonnenen Krieges und den Folgen, hält er eine zeittypische patriotische Rede. Nach der Enthüllung des Denkmals hält der Stadtpfarrer Hermann Herbst die Weiherede, die den “Heldentod“ der hier Bestatteten hervorhebt (beide Reden siehe: “Geschichte und Beschreibung des Kriegerdenkmals in Heidelberg, HD 1873, S. 11ff;“). Umrahmt werden die Feierlichkeiten von Chorgesang und einem vom Stadtpfarrer Schellenberg gesprochenem Schlussgebet.
Die Grabmale hinter dem Denkmal
Hinter dem Kriegerdenkmal wird das Gelände von fünf Grabdenkmalen begrenzt. Vier der Grabdenkmale gehören zu Gräbern deutscher Soldaten (postamentiertes Kreuz, Lorbeerkranz und Pickelhaube mit Reichsadler auf einem Podest, zwei Liegesteine). Das fünfte und größte Denkmal ist den gefallenen französischen Soldaten gewidmet, die hier bestattet sind.
Die vier Grabdenkmale von Gräbern deutscher Soldaten
Französische Bürger stiften ein Denkmal für ihre im Heidelberger Lazarett verstorbenen Soldaten
Das von französischen Bürgern gestiftete Denkmal ist ein postamentiertes Kreuz mit Kleeblattenden, das in der Mitte ein Medaillon mit einem Christuskopf trägt. Folgende Inschrift ist auf der Vorderseite des Postaments eingehauen: „A la Mémoire des soldats francais / décédés en 1870_71 / R.J.P. / Erigé par leurs compatriotes“ (Dem Andenken der französischen Soldaten, die 1870-71 gestorben sind. … Errichtet von ihren Landsleuten) / (“R.I.P.“ lat. “requiescat in pace“ / Ruhe in Frieden). Auf der Rückseite sind in das Postament 9 Namen eingehauen und auf der Vorderseite des Sockels die Signatur “F. Sommer“.
Der Standort des Denkmals hatten die Stifter ausgesucht. In einem Schreiben an den Gemeinderat vom 4. Oktober 1872 fragt F. Sommer, ob das Denkmal hier aufgestellt werden darf, was in der Gemeinderatssitzung am 27. Januar 1873 positiv beschieden wird (siehe: Sabine Juschka, S. 30, Anm. 5)
Einst und heute
Bei der Einweihungsfeier war der gesamte Bereich mit einem “mit Kranzgewinden verzierten Geländer versehen“ (“Geschichte und Beschreibung des Kriegerdenkmals in Heidelberg, HD 1873, S. 11;“). Weiter ist ebd. zu lesen: “Eben ist man im Begriff dies provisorische Geländer durch eine dauerhafte und geschmackvolle Einfassung zu ersetzen, gebildet aus gusseisernen und mit Ketten verbundenen auf steinernen Sockeln ruhenden Pfosten“. Um 1929 ist diese beschriebene Einfassung nicht mehr vorhanden, man liest bei Mushake 1929, S. 95: “Es {das Denkmal} erhebt sich in einem quadratischen Platz, der von einem Weißdornhag eingefasst ist“. Heute ist das von drei mächtigen Eichen und einem Nadelbaum flankierte Kriegerdenkmal, zu dem eine schmale 3-stufige Treppe und sich anschließendem Weg führt, von einer Wiese umgeben. Entlang der Einfassung hinter dem Kriegerdenkmal sind die 4 Grabdenkmale und das Denkmal für die französischen Soldaten aufgestellt.
Literatur / Quellen
Geschichte und Beschreibung des Kriegerdenkmals in Heidelberg
Heidelberg 1873
Signatur Universitätsbibliothek Heidelberg: Mays (Brosch.) 17,49 RES
Sabine Juschka
Das Kriegerdenkmal für 1870/71 auf dem Bergfriedhof, S. 28ff;
in: Heidelberger Denkmäler 1788-1981, Neue Hefte zur Stadtentwicklung und Stadtgeschichte - Heft 2/1982 (Hrsg. für die Stadt Heidelberg: Dr. Günter Heinemann); Von einem Autorenkollektiv am Kunsthistorischen Institut der Universität Heidelberg (Leitung: Dietrich Schubert)
Heidelberg 1982
Ernst Mushake (Schriftführer)
Die Friedhöfe in Heidelberg
Führer durch die christlichen und jüdischen Friedhöfe
Frankfurt/Main o. J. (1929)
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