Max Wolf

Max Wolf
Max Wolf

Maximilian (Max) Wolf (21. Juni 1863 in Heidelberg – 3. Oktober 1932 in Heidelberg) war ein deutscher Astronom und ein Pionier der Astrofotografie.

Wolf wuchs in einem wohlhabenden Elternhaus auf. Sein Vater Franz Wolf (1840-1924) war ein praktischer Arzt und konnte daher die Leidenschaft seines Sohnes für Astronomie großzügig unterstützen. Noch als Schüler ließ ihm sein Vater für dessen Fernrohre eine Beobachtungsterrasse auf dem elterlichen Wohnhaus in der Märzgasse 16 anbauen. Als Max Wolf Student geworden war, erweiterte sein Vater den Anbau mit einem Observatorium, das aus einem Turm mit drehbarer Kuppel und einem 6-Zoll-Refraktor als Beobachtungsinstrument bestand. Diese Privatsternwarte war wohl auch der Vater seines Wunsches, einmal in Heidelberg in einer großen Sternwarte den Lauf der Sterne beobachten zu können.

Wolf muß als Begründer der 1898 eröffneten Landessternwarte auf dem Königstuhl gelten. Allerdings ist nach über hundert Jahren dieser einfache Sachverhalt noch immer ungeklärt, da sein Nachlaß in der Universitätsbibliothek Heidelberg1 nach wie vor noch nicht ausgewertet worden ist. Daher bleibt als vorläufig letztes Wort in dieser Angelegenheit die Festansprache des damaligen Prorektors der Universität Heidelberg im Jahre 1898. In Gegenwart des badischen Großherzogs Friedrich I., seiner Minister sowie von Wolfs Rivalen Wilhelm Valentiner stellte es der universitäre Festredner so dar, daß erst eine Professorendelegation nach Karlsruhe „im Winter 1892/93“ (Schaifers 1985, 98) die Gründung der Heidelberger Sternwarte in Gang gebracht habe. Diese zeitliche und kausale Unschärfe ist gerade für Astronomen ungewöhnlich. Bereits „Anfang des Jahres 1893“ reichte Wolf eine Denkschrift an den badischen Großherzog Friedrich I. ein und wurde „schon wenige Wochen später“ am 28. März 1893 zur Audienz empfangen. Wolf erhielt „kurz nach“ dem Bittgesuch der Professoren am Karlsruher Hofe den offiziellen Auftrag, eine Inspektionsreise zu den US-amerikanischen Sternwarten zu machen. Im selben Jahr bewilligte ihm die amerikanische Wissenschaftsmäzenin Catherine Wolfe Bruce eine 10.000 Dollar-Spende für den Bau eines größeren photographischen Refraktors. Und 1893 war es auch, als Wolf für eine neugegründete Professur für Astronomie berufen wurde sowie mathematische und physikalische Geographie lehrte.

Max Wolf war auch eine Gründerpersönlichkeit in astronomischer Hinsicht. Er kümmerte sich noch um alle fachlich wichtigen Fragen, bevor sich die Astronomie in weitere Fachgebiete differenzierte. Als erster Astronom setzte er in systematischer Weise die Photographie zur Katalogisierung von Himmelskörpern ein. Dazu war eine Kamera-Apparatur mit großem Öffnungsverhältnis notwendig, also ein Weitwinkelobjektiv, aber kein Teleobjektiv, wie es zuvor noch angewandt wurde. Mit den Problemen der Aufnahmetechniken war er so gut vertraut, daß er in der Werkstatt die Apparaturen selbst verbesserte und verfeinerte. Bei den Aufnahmen der meist sehr lichtschwachen Sterne ließ er die Photoplatten über mehrere Nächte hinweg belichten. Dazu mußten die instrumentellen Durchbiegungseffekte ausgeglichen und die Verzerrung in der Erdatmosphäre berechnet werden. Sein Hauptarbeitsfeld waren die Sternfeld- und Milchstraßenaufnahmen, daneben beobachtete er „kleine Planeten, Kometen, Dunkelnebel, kleinere Nebelflecken“ und führte auch „meteorologische Messungen, Dämmerungserscheinungen und seismische Beobachtungen“ durch. (Schaifers 1985, 108)

Bemerkenswert ist auch seine Vermittlung des Lehrstoffes, wissenschaftliche Themen konnte er in einfachen Worten auf verständliche Weise darstellen. Seine Studenten motivierte er als fürsorglicher und begeisternder Lehrer, gegenüber seinen Assistenten forderte er dasselbe Engagement wie von sich selbst. Wolf dachte auch vorausschauend für seine Disziplin, so etwa empfahl er 1900 in einer Denkschrift die Errichtung einer zweiten Sternwarte im günstigeren Klima von südlicher gelegenen Gebieten der Erde. Seit 1979 betreibt das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg auf dem Calor Alto in der spanischen Provinz Almería Forschungen im Calar-Alto-Observatorium.

Grabstelle: Litera Wald A 24


Grabanlage Wolf, Litera Wald A 24 Grabanlage Wolf, Litera Wald A 24 Grabanlage Wolf, Litera Wald A 24 Grabanlage Wolf, Litera Wald A 24

Literatur

Karl Schaifers: Max Wolf. 1863-1932. In: Semper apertus. 600 Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386 – 1986. Festschrift in sechs Bänden. Band 3: Das zwanzigste Jahrhundert: 1918 – 1985. Hrsg. von Wilhelm Doerr, Springer, Berlin 1985, ISBN 3-540-15425-6, S. 97-113.

1 Nachlaß Max Wolf in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Heidelberg (Hs 3695)